Neuseeland Reisebericht 2
18. Mai 2019 – Wanaka
Der Parkplatz an der Lachsfarm war in der Nacht bis auf den letzten Platz gefüllt. Heute hat auch das Café wieder geöffnet. Nach einem kleinen Frühstück machen wir uns auf den Weg nach Queenstown. Die kurvige Straße führt an den Seen Lake Wanaka und Lake Hawea entlang. Die Landschaft sieht aus wie gemalt.
In Wanaka machen wir Halt auf einem Campingplatz. Für heute sind wir genug gefahren.
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19. Mai 2019 – Queenstown
Gegen Mittag erreichen wir Queenstown, die Abenteuersportmetropole des Landes. Nach einem kurzen Einkauf schauen wir uns die Stadt an. Es gibt unzählige Hotels, Bars und Luxus-Klamottenläden. Auf dem Spielplatz an der Seepromenade erzählt uns einer der rund 25.000 Einwohner, dass sich hier im Sommer bis zu 2 Millionen Menschen tummeln. Wahnsinn!
Camper sind hier in der Gegend nicht sehr beliebt. Kein Wunder bei den Heerscharen an Touristen. Freedom Camping ist in Queenstown und der näheren Umgebung komplett verboten. Wir fahren also ein Stückchen zu unserem Campingspot, ein großer Parkplatz an einer Bungee-Brücke am Karawau River.
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20. Mai 2019 – Queenstown
Die Nacht war eiskalt. Es ist extrem windig. Wir gehen zur Brücke und sehen uns ein paar Bungee-Sprünge an. Mit einer Sprunghöhe von 43 m finden wir das allerdings relativ unspektakulär und mit einem Preis von 240 NZD völlig überteuert. Auch der Geheimtipp einer Reisenden, dass man nackt umsonst springen kann, bestätigt sich nicht (hatten wir natürlich nicht vor, just saying…).
Zurück in Queenstown laufen wir den Queenstown Hill Trail. Der Weg ist recht steil, aber nicht allzu lang. Die 500 m Aufstieg lohnen sich auf jeden Fall. Die Aussicht auf den See und die umliegenden Berge ist traumhaft.
Jemand Zuhause?
Nach langem Hin- und Her, ob wir nun weiter nach Milford Sound fahren wollen, entscheiden wir uns zunächst mal dagegen und fahren Richtung Osten nach Cromwell. Die schlechte Wetterprognose und die Tatsache, dass wir 180 km in eine Sackgasse fahren, schrecken uns etwas ab. Außerdem hat Timo heute mehrfach gespuckt und wir wollen warten, wie es ihm die Tage geht. Wir campen wieder kostenlos am See.
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21. Mai 2019 – Cromwell, Queenstown, Kingston
Am Morgen spuckt Timo wieder. Auch diese Nacht war wieder bitterkalt. Wir beschließen, zurück nach Queenstown zu fahren, um dort ggf. einen Arzt aufzusuchen. Weil er aber noch einen sehr fitten Eindruck macht und gut drauf ist, fahren wir erstmal weiter bis Kingston und legen dort auf dem Campingplatz einen Erholungstag ein. Hier können wir den Camper heizen und uns um die Wäscheberge kümmern, die in den letzten zwei Tagen rasant gewachsen sind.
Am Abend machen wir einen Spaziergang zum See und schauen den Sonnenuntergang an:
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22. Mai 2019 – Te Anau
Timo geht es viel besser. Die Wetteraussichten für Milford Sound sind inzwischen auch gar nicht mehr so schlecht. Also entschließen wir uns, doch hinzufahren. Nachdem keiner mehr bricht, brechen wir auf.
Wir fahren bis Te Anau und checken wieder auf einem Campingplatz ein. Die Nächte sind uns einfach zu kalt. Der Ort selbst wirkt an diesem Herbsttag etwas trostlos. Aber wieder mal ein wirklich schöner See vor wirklich schönen Bergen.
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23. Mai 2019 – Milford Sound
Rund eineinhalb Stunden Fahrt sind es jetzt noch bis Milford Sound. Der Fjord ist eines der großen Highlights für die meisten Neuseelandreisenden. Irgendwie wollen wir uns das dann doch nicht entgehen lassen.
Zunächst einmal geht die Fahrt vorbei an unzähligen Schafweiden, dann folgt Grasland. Immer mehr erheben sich die schneebedeckten Berge der Sounds und die Straße windet sich in Serpentinen durch dichten Regenwald.
Als wir unser Ziel erreichen, sind die Parkplätze schon gut gefüllt. Wie bestellt scheint die Sonne. Und dann eröffnet sich uns die wohl berühmteste Aussicht der Südinsel. Wie auf einer Postkarte liegt er vor uns, der Milford Sound.
Das obligatorische Foto haben wir vielfach und aus jeder erdenklichen Perspektive im Kasten.
Auf eine teure Schifffahrt durch den Fjord verzichten wir. Die Ausflugsboote sind ohnehin schon völlig überladen mit den Busladungen von Touristen.
Der größte Teil der Touristen ist Chinesisch. Neuseeland hat inzwischen einen hohen Zulauf an chinesischen Investoren und somit auch an Touristen aus China. Diese sind wie wir ebenfalls nicht von der kalten Jahreszeit in Neuseeland abgeschreckt.
Auf dem Rückweg wollen wir eigentlich noch eine kleine Wanderung unternehmen, aber Timo und Ronja sind so fest eingeschlafen, dass wir sie nicht wecken wollen. Wir fahren also direkt zurück nach Te Anau und verbringen dort eine weitere Nacht auf dem Campingplatz.
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24. Mai 2019 – Te Anau – Brighton
Heute legen wir einen Fahrtag ein. Es geht Richtung Ostküste. In Gore machen wir eine längere Mittagspause und fahren dann weiter bis nach Brighton. An einem großen Rugbyfeld direkt am Meer gibt es eine kostenlose Übernachtungsmöglichkeit mit Toiletten und Spielplatz. Für die Kids geht’s noch auf die Rutsche und wir brauchen nach einer durch die Kinder lautstarken Fahrt erstmal was zum Runterkommen.
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25. Mai 2019 – Dunedin
Nördlich von Brighton liegt Dunedin, mit 120.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt der Südinsel. Zunächst einmal fahren wir auf die Otago Halbinsel zum Sandfly Beach.
Man kann hier Seelöwen und mit ganz viel Glück sogar Pinguine sehen. Die Pinguine haben heute scheinbar besseres vor, dafür sind aber jede Menge Seelöwen da. Vor Menschen haben sie keine Angst, wir haben allerdings mächtig Respekt. Auch wenn sie plump und schwerfällig wirken, können die Kolosse einen sprichwörtlich ganz schnell platt machen. Heute bleibt alles friedlich und wir dürfen richtig nah ran.
Dann werden wir Augenzeugen einer echten Beziehungskrise. Ganz klassisch: erst wird heftig gezofft, dann folgt die Versöhnung (es bleibt beim Kuscheln).
Dunedin ist schottisch geprägt, viele Gebäude sind in gotischem Baustil und einige davon sehen auch wirklich hübsch aus. Trotzdem wirkt die Stadt etwas heruntergekommen und passt für unser Dafürhalten so gar nicht in das penibel gepflegte Neuseeland, das wir bisher kennengelernt haben.
Da Dunedin eine Studentenstadt ist, gibt es auch sowas wie eine urbane Kultur mit Szenekneipen und Hipsterläden. Richtig gut gefällt uns die echt aufwändige Streetart, die zahlreiche Fassaden schmückt.
Direkt in der Stadt neben einer Brauerei/Bar gibt es einen Freedom-Campingspot. In unserer Zeit b.c. (= before children) hätte uns dieser Zufall am Samstagabend sicherlich erfreut. Wir scheinen jedoch nicht viel zu verpassen. Der Einzige, der das Wochenende hier ordentlich zu begießen scheint, ist der Obdachlose, der im Auto neben uns schläft. So bleibt die Nacht bis auf das Geheule zahlreicher Polizeisirenen weitestgehend ruhig.
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26. Mai 2019 – Moeraki
Wir verlassen Dunedin und fahren weiter nach Moeraki. Am Kapiti Point gibt es einen alten Leuchtturm und am Strand kann man wieder Seelöwen und Robben beobachten. Die Pinguine sind auch hier leider wieder ausgeflogen. Tagsüber sind sie auf der Jagd und kehren meist erst am späten Nachmittag zurück. Dafür treffen wir zwei nette Mädels aus Singapur und bekommen gleich mal eine Einladung für unseren Stopover auf der Heimreise.
Beam me up Scotty
Es wimmelt hier von Seelöwenbabys. Während die Eltern faul am Strand rumliegen, sind die Kleinen in der Kita (leider ist unser Kamera Akku mal wieder leer, darum gibt es nur ein Suchbild)
Der Tag ist grau und die Twins mies gelaunt. Das Campingangebot ist schlecht, also bleiben wir in Moeraki auf einem Campingplatz. Morgen Nachmittag wollen wir es nochmal mit den Pinguinen versuchen.
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27. Mai 2019 – Moeraki
Am Vormittag fahren wir an den Strand, wo die Moeraki Boulders zu finden sind. Die fast kugelrund geformten Steine, die teilweise versunken im Sand liegen, haben bis zu 2 m Durchmesser und sehen aus wie große Dinosauriereier. Einst ruhten die Felsen tief in den Schieferklippen. Durch Auswaschung fielen die Steinkugeln heraus und durch weitere Erosion bildete sich die adrige Oberfläche.
Am späten Nachmittag versuchen wir unser Glück nochmal am Kapiti Point. Und tatsächlich, die Pinguine haben Feierabend.
Zu unserem Übernachtungsplatz am Strand ist es noch etwa eine halbe Stunde. In der Dunkelheit gesellen wie uns zu einigen anderen Campern.
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28. Mai 2019 – Oamaru bis Lake Pukaki
Heute müssen wir erstmal wieder einkaufen. In Oamaru machen wir hierzu einen kurzen Stop, dann geht’s weiter zum Lake Pukaki. Obwohl es sehr bewölkt ist (oder vielleicht gerade deswegen) sieht der See traumhaft türkis aus. Der Mount Cook, den man von hier aus bei klarer Sicht sehen kann, lässt sich natürlich nicht blicken. Macht aber nichts, trotzdem total schön hier.
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29. Mai 2019 – Lake Tekapo
Auch am Morgen bleibt der Aoraki, wie der Mount Cook hier auch genannt wird, in den Wolken. Dafür werden wir zum Frühstück mit dieser Aussicht belohnt:
Es geht weiter zum Lake Tekapo. Dort liegt das Mount John University Observatory. Nach einer kleineren Wanderung erreichen wir den Gipfel und besuchen das Astro Café. Das kleine Café ist proppevoll, weil man hier für 8 Dollar Wegegebühr auch direkt mit dem Auto vorfahren kann. Wir verzichten auf unser Käffchen – das hier übrigens ganz besonders liebevoll serviert wird – und machen uns an den Abstieg.
Am Ausgangspunkt unserer Wanderung liegen die Tekapo Springs. Wir gönnen uns ein schönes warmes Bad und fahren dann zu Evan’s Farmstay. Bei Evan kann man für 30 NZD in der Hofeinfahrt campen und bekommt einen Einblick in das typische Farmerleben. So quasi Kurzurlaub auf dem Bauernhof. Leider haben wir sehr spontan gebucht und Evan ist nicht Zuhause. Dafür kommt seine Frau Karyn am Abend und lädt uns zu Tee und Keksen ein. Sie ist eine unglaublich herzliche Person und redet mit uns über Gott und die Welt. „This is a happy place, so just relax and enjoy“, sagt sie immer wieder, während Timo und Ronja die Bude auf den Kopf stellen. Geduldig findet sie immer neues Spielzeug, Töpfe, Küchenutensilien, Wäscheklammern etc. zur Bespaßung der Twins. Als wir ins Bett gehen, hinterlassen wir ein wahres Schlachtfeld. Aber hey, just relax and enjoy.
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30. Mai 2019 – Ashburton
Gestern am späten Abend ist auch Evan noch nach Hause gekommen. Heute nimmt er sich Zeit für uns und zeigt uns die Farm. Wir erfahren einiges über die neuseeländische Agrarwirtschaft. Anschließend werden wir noch zum Frühstück eingeladen – es gibt Tee und leckere selbstgebackene Scones.
Nach einer kurzen Verabschiedung von Evan und einem sehr liebevollen Abschied von Karyn fahren wir weiter nach Ashburton. Zu tun gibt es hier nichts, aber wir haben noch genug Zeit übrig, bevor wir unseren Camper in Christchurch wieder abgegeben müssen. Wir verbringen den restlichen Tag auf dem Campingplatz. Dort gibt es einen Teich mit einer fast unglaublich großen Stockentenpopulation. Seit dem ist Timos neues Lieblingswort: “Duck Duck Duck Duck Duck”.
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31. Mai 2019 – Christchurch
Als wir am Mittag in Christchurch ankommen, sind wir erstmal überrascht. Wir haben eine richtige Großstadt erwartet. Doch trotz der knapp 380.000 Einwohner ist alles sehr übersichtlich und ruhig, kein Verkehrschaos, keine Häuserschluchten. Das ist wohl leider dem verheerenden Erdbeben vom 22. Februar 2011 geschuldet, bei dem 185 Menschen ihr Leben ließen und ein Großteil der Stadt völlig zerstört wurde. Auch nach 8 Jahren ist das Bild hier geprägt von riesigen leeren Flächen, Baustellen und leerstehenden Gebäuden, die noch nicht abgerissen wurden oder noch mit Stahlträgern gestützt werden. Auch das Herzstück des Zentrums, die Kathedrale, ist noch von Bauzäunen umgeben und fast völlig zerstört. Auf dem Vorplatz findet jeden Freitag der Foodmarket statt. Obwohl er nur etwa ein Dutzend Stände zählt – mag vielleicht auch an der Jahreszeit liegen – hat er Charme, so wie auch viele andere Ecken der Stadt.
Wahnsinnig ergreifend finden auch die Anteilnahme hinsichtlich des Anschlags auf eine Moschee am 15. März diesen Jahres (2019).
Dieses Gebäude wird durch externe Stützen aufrecht erhalten:
Es fährt eine Straßenbahn, aber wir laufen und sind in gemütlichen 3 Stunden durch den Stadtkern:
Zum Gedenken an die 185 Todesopfer wurden auf 185 Quadratmetern 185 weiß angestrichene leere Stühle aufgestellt.
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01. Juni 2019 – Christchurch
Es regnet in Strömen. Wir besuchen die Riccarton Shoppingmall. Auf die Idee sind an diesem verregneten Samstag allerdings auch noch ein paar Andere gekommen. Wir bleiben nicht lang und verbringen den Nachmittag in einem Schwimmbad, um den Kids noch etwas Beschäftigung zu bieten und dem Camperkoller zu entgehen.
Anschließend fahren wir auf einen Campingplatz. Dort unterhalten wir uns mit einem älteren Herrn, der mit seiner Frau seit dem Erdbeben hier in einem Wohnwagen lebt Ihr Haus wurde bei dem Erdbeben 2011 zerstört und sie wollen auch nicht mehr in ein Haus ziehen.
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02. Juni 2019 – Christchurch
Das Wetter ist immer noch schlecht, allerdings gibt es immer wieder mal Regenpausen. Wir fahren zum Willowbank Wildlife Reserve. Hier gibt es neben Bauernhoftieren viele heimische Tiere und vor allem Vögel zu sehen, zum Beispiel den Kea.
Natürlich gibt es hier auch Neuseelands berühmtesten Vogel, den Kiwi, zu bestaunen. Man kann ihn im Dunkeln beobachten, fotografieren ist jedoch nicht erlaubt.
Außerdem gibt es Gänse mit Locken…
… und Schweine mit schlechter Dentalhygiene
Unsere Lieblinge sind aber die ungeliebten Wallabies, die einst aus Australien eingeführt wurden und sich seitdem fröhlich vermehrt haben, was dem empfindlichen Ökosystem schadet.
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03. Juni 2019 – Christchurch
An unserem letzten Tag scheint für uns noch einmal die Sonne. Neben Putzen und Packen gönnen wir uns an diesem schönen Wintertag noch ein leckeres Eis. Morgen Nachmittag geht unser Flieger nach Melbourne. Und damit liegt mehr als ein Drittel unserer Reise schon hinter uns.
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Fazit:
Wir haben einige tausend Kilometer zurückgelegt und eine unglaubliche Vielfalt an Landschaften und Vegetationen erlebt, sind an vielen millionen Schafen vorbeigefahren, haben kiloweise Kiwis gegessen (die Frucht, nicht den Vogel), aber leider keine wilden Kiwis gesehen (den Vogel, nicht die Frucht). Wir hatten unglaubliches Glück mit dem Wetter, wurden mit wundervollen Aussichten, tollen tierischen (und auch menschlichen) Begegnungen und unzähligen Regenbögen belohnt. Neuseeland vereint vieles, was wir auf der Welt schon gesehen haben, nur eben alles auf engstem Raum. Da wir in Alpennähe wohnen, konnten uns viele Teile der Südinsel leider nicht mehr richtig vom Hocker hauen. Trotzdem zweifellos ein wirklich schönes, einfaches aber auch nicht ganz billiges Reiseland und ein Monat, der für uns völlig ausreichend war, weil man’s dann halt irgendwie auch gesehen hat und es sich zu wiederholen beginnt.