Reisebericht 18
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Montag, 09.01.2012
Wir wollen nicht über die große Grenze am Highway, deshalb fahren wir ein Stück weiter östlich zu einem anderen Grenzübergang. Da ist nicht viel los. Von den mexikanischen Grenzbeamten werden wir kurz angehalten, die lassen uns weiterfahren und – SCHWUPPS – stehen wir in Mexico.
Ja, und jetzt? Wir haben nicht mal einen Einreisestempel im Pass. Außerdem brauchen wir eine Importerlaubnis für den Toyota und eine Haftpflichtversicherung, soviel wissen wir. Also zurück zur Grenze. Am Straßenrand entdecken wir ein Versicherungsbüro. Okay, können wir wenigstens das schonmal erledigen. Für 120 USD sind wir nun für einen Monat in Mexico versichert.
Eigentlich wollen wir nur zurück zu mexikanischen Grenzstation, stattdessen stehen wir in der Spur für die Ausreise, keine Chance umzudrehen. Wir müssen wieder in die USA einreisen. Wir erklären den amerikanischen Grenzbeamten unser Anliegen. Das wir ja eigentlich gar nicht in die USA wollen, da kommen wir ja schließlich her. Der gute Herr hat Verständnis, trotzdem müssen wir zur Inspektion in den X-Ray, wer weiss was Touristen so alles schmuggeln!?
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Da wären wir also wieder. Einmal schnell umdrehen und zweiter Anlauf mexikanische Grenze
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Diesmal wollen wir’s genau wissen. Wir bestehen auf einen Einreisestempel und fragen, wo wir die Importerlaubnis für’s Auto bekommen können. Ratlose Gesichter. Fahrt doch mal da hin. Na gut. Wir werden von einem Büro ins andere geschickt. Schließlich kann uns ein halbwegs kompetenter Herr weiterhelfen. Den Einreisestempel und die Importerlaubnis würden wir an diesem Grenzübergang nicht bekommen. Wir müssten zur großen Grenze im Westen. Alles klar. Wir wollen weiterfahren, doch bevor wir den Parkplatz verlassen dürfen, brauchen wir einen „Salir“-Schein. Den gibt’s am einen Schalter, unterschrieben werden muss er an einem anderen und abgeben muss man ihn dann wieder woanders. Das kann ja heiter werden…
Auf dem Weg zum anderen Grenzübergang hat man einen tollen Blick auf beide Länder und die sie trennende „Tortilla Wall“, wie die Amerikaner sie unfreundlicherweise auch nennen. Die meisten Amerikaner würden sich hier vor Angst in die Hose pinkeln…
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Wir haben’s überlebt und um nicht versehentlich wieder in die USA einzureisen steuern wir direkt einen Parkplatz an. Wir laufen zum Migrationsbüro. Wieder werden wir woanders hingeschickt. Dann sind wir endlich richtig. Wir füllen die Einreisepapiere aus. Zum Bezahlen müssen wir in ein anderes Büro, das sei 4 Türen weiter. 1, 2, 3, 4. …mmh, niemand da. Wir fragen nach, keiner weiß was. Kurze Zeit später steht einer der Männer, die wir gefragt haben, auf und setzt sich ins besagte Büro. Jetzt dürfen wir bezahlen. Etwa 45 USD Einreisegebühr für uns beide. Wieder zurück ins andere Büro. Einreisestempel. Na also!
Und jetzt der Toyota. Da müssen wir in ein anderes Büro in der Stadt. Das finden wir relativ schnell. Doch auch hier werden wir von Ponsius zu Pilatus geschickt.
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Wir brauchen Kopien, dann müssen wir wieder bezahlen und nach stundenlangem hin- und her sind wir 248 USD leichter (davon sind 200 USD Kaution für den Fall, dass wir das Fahrzeug nicht zum genannten Termin wieder ausführen) und halten endlich die Importerlaubnis in den Händen
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Puuh, geschafft. Wir sind drin und haben alles was wir brauchen. Jetzt erst mal Geld holen und ’ne Kleinigkeit essen. Wir holen uns einen Taco an einem Straßenstand und dann nichts wie raus aus Tijuana.
An dieser Stelle möchte erwähnt werden dass wir nach Aussage der Amerikaner mittlerweile längst tot, entführt oder zumindest beklaut worden sein müssten. Von der kriminellen Energie der Mexikaner bekommen wir nichts mit, alle sind freundlich und hilfsbereit (wenn auch extrem inkompetent).
Wir fahren die Mex 1 Richtung Süden
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Unterwegs machen wir Halt an einem kleinen Straßenmarkt. Für umgerechnet etwa 7 EUR kaufen wir Milch, Käse, Tortillas und jede Menge frisches und naturbelassenes Obst und Gemüse
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Die Fahrt geht weiter durch die Berge, vorbei an grünen Weiden
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und wieder zurück ans Meer
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Unterwegs haben wir ein älteres Ehepaar aus Österreich getroffen. Sie sind mit einem Pinzgauer seit längerem auf Reise. Gemeinsam fahren wir einen Campingplatz in der Nähe von Ensenada an.
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Für knapp 9 EUR haben wir ein nettes Plätzchen am Strand und sogar eine heiße Dusche. Zum Abendessen gibts „selfmade-burritos“
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Dienstag, 10.01.2012
Wir frühstücken mit Blick auf’s Meer
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Dann erledigen wir noch ein paar Kleinigkeiten am Toyota und verabschieden uns von Günther und seiner Frau
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Wir fahren Richtung Osten zum Golf von Californien. Das Autofahren hier ist abenteuerlich. Diesen Laster haben wir lieber schnell überholt, bevor er auseinanderfällt
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Die Straßenverhältnisse ändern sich ständig. Man weiß nicht was einen hinter der nächsten Kurve erwartet
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Aber die Landschaft gefällt uns
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Immer wieder gibt es Militärkontrollen
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Wir biegen auf eine Schotterstraße ab. Erstmal müssen wir den Reifendruck senken
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Der Weg führt in die Berge. Als wir einen Hügel hinauffahren kommt plötzlich ein Pick-up um die Ecke geschossen. Der Fahrer versucht zu bremsen. Er kommt ins Schleudern und rutscht geradewegs auf uns zu. Philip reagiert blitzschnell, bremst und setzt zurück. Gerade noch so bekommt der Pick-up die Kurve. Die 2 Mexikaner im Auto grinsen nur und grüßen freundlich. Der Fahrstil scheint hier wohl üblich zu sein.
Bei jeder weiteren Kurve schleichen wir vorsichtig um die Ecke, der Angstschweiß steht uns noch immer auf der Stirn
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Die Etappe durch die Berge zieht sich unendlich. Unser heutiges Ziel ist San Felipe, das werden wir nicht vor Einbruch der Dunkelheit erreichen. Irgendwann kommt mal wieder ein Städtchen (hier die Hauptstraße)
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Wir haben uns vorgenommen in Mittelamerika nicht bei Dunkelheit zu fahren. Wir tun es trotzdem. Kurz vor San Felipe werden wir wieder mal von einer Militärkontrolle durchsucht. Die sollen hier für Recht und Ordnung sorgen. Denken wir zumindest. Der Verdienst der Militarios muss jedenfalls gering sein, unser 20 Dollar Schein im Seitenfach der Fahrertür hat nämlich bei der Kontrolle unfreiwillig den Besitzer gewechselt…
Inzwischen ist es dunkel. Wir fahren einen Campingplatz an und genießen den Mondaufgang
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Mittwoch, 11.01.2012
Der nächste Morgen
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Wir füllen unseren Wassertank auf, gehen einkaufen und suchen ein Internetcafé in San Felipe auf. Dann fahren wir weiter Richtung Süden. Laut einem Buch über die Baja von 1998 soll das hier eine Offroad-Strecke sein. Offensichtlich hat sich aber in den letzten 14 Jahren auch hier ein bisschen was verändert. Die Straße ist geteert. Wir haben trotzdem Spaß
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Der Toyota hüpft sogar vor Freude
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Wir fahren durch ein Fischerdörfchen
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Dann hält das Buch doch noch was es verspricht. Die geteerte Straße endet und es geht weiter auf Wellblechpiste
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Selbst hier zeigt das Militär stets Präsenz
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Jetzt wissen wir auch wofür man eine Offroad-Navigation braucht
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Auf einem Straßenschild verewigen wir uns mit einem Allradler-Aufkleber
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Und wieder Militär, mitten im Nichts
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Die Straße wird interessanter, die Landschaft schöner
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So ein Gefährt hätten wir jetzt auch gerne
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Es wird langsam dämmrig. Wir brauchen einen Schlafplatz. Wir fragen ein paar Militarios. Die verweisen uns auf Coco’s Corner. Wir fahren hin. Coco lebt hier allein, verkauft kalte Getränke und bietet ein Nachtquartier an. Sein Grundstück ist liebevoll dekoriert mit Bierdosen, bunten Lichtern und Unterwäsche von Durchreisenden. Wir finden ihn ein bisschen loco, den Coco
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Die Sonne geht unter, der Himmel färbt sich rot. Nicht weit entfernt heulen die Coyoten. Uns gefällt es hier
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Donnerstag, 12.01.2012
Wir verewigen uns in Coco’s Gästebuch und wollen aufbrechen. Coco bittet uns um einen Gefallen. Er hat einen Sack vorbereitet mit Bohnen und Kartoffeln, die sollen wir einer Familie an der Mex 1 bringen. Können wir gerne machen, vorher überzeugen wir uns aber vom Inhalt der Tüte, schließlich wollen wir nicht unfreiwillig zum Drogenkurier werden. Die Tüte ist sauber, wir fahren los und übergeben die Sachen wie gewünscht.
Dann geht’s weiter nach La Gringa an der Bahía Los Angeles. Dort gibt es einen Campingplatz, der kostet umgerechnet 3,30 EUR
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Wir treffen auf Olaf und Simone, Aussteiger aus Deutschland, die auf unbestimmte Zeit mit ihrer „Dachgeschosswohnung“ reisen werden. Ausserdem auch Steffi und Benni, die für die nächsten 2 bis 3 Jahre mit ihrem umgebauten LKW unterwegs sind. Bei ihren Reisefahrzeugen erblassen wir vor Neid, da fehlt es an nichts!
http://www.two-vagabonds.de/
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http://www.reisenomaden.de/
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Naja, die haben ja schließlich was Größeres vor 😉
Es ist extrem windig. Das Kochen wird zur Herausforderung, der Sand knirscht zwischen den Zähnen.
Den Mittag verbringen wir mit Muschelsuchen und Faulenzen, am Abend sitzen wir zu sechst bei Simone und Olaf in deren „Miniatur-Dachgeschoss-Wohnung“, wie wir sie nennen, und lassen den Abend bei einem Gläschen Wein in lustiger Runde ausklingen.
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Freitag, 13.01.2012
Steffi hat Brot gebacken. Im nächsten Auto haben wir auch einen Ofen, das ist sicher! Wir frühstücken alle zusammen am Strand
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Wir tauschen uns noch ein wenig aus, dann brechen alle auf. Wir fahren eine Schotterstraße. Unser nächstes Ziel heißt Guerrero Negro. Am Mittag haben wir Simone und Olaf, die etwa 2 Stunden vor uns losgefahren sind, wieder eingeholt. Wir fahren noch ein Stückchen weiter, dann suchen wir uns ein nettes Plätzchen zwischen den Kakteen.
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Wir kochen Spaghetti Carbonara (zumindest was in die Richtung, die Originalzutaten gibt unser Kühlschrank nicht her)
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Philip macht schmerzvolle Bekanntschaft mit der heimischen Flora
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Die Sonne geht unter und wir gehen schlafen.
Samstag, 14.01.2012
Mit der Sonne stehen wir wie gewohnt auf. Wir machen uns auf den weg zu einer abgelegenen Kirche, die im 18. Jahrhundert erbaut wurde, die Mission San Borja. Dort bekommen wir eine Rundführung auf spanisch. Zum Glück versteht die Jessi alles und kann für Philip übersetzen.
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Nach der netten Führung verabschieden wir uns von Genaro Gerardo, der seit 21 Jahren, also sein gesamtes Leben, vollständig abseits mit seiner 8 Köpfigen Familie dort lebt.
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Wir fahren weiter auf der Offroadpiste und erreichen nach 1,5 Stunden wieder Asphalt. Es geht weiter nach Guerrero Negro wo wir Wale sehen wollen und den Resebericht schreiben.
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